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Yoga bei der Arbeit
 
Stories 7, 18.10.2021
Inspiration

Routinen gegen den Workload.

Der Arbeitsalltag kann manchmal ganz schön hektisch sein. Auch in der Agentur. Darum ist ein entspannender Ausgleich essenziell. Oder sagen wir: Gewohnheiten, die «der Seele» guttun – healthy habits. Sie helfen beim Entspannen oder Abschalten und fördern Produktivität, Freude und Konzentration beim Arbeiten. Das sagen zumindest diverse Blogs und Websites zum Thema «healthy habits». Mal sehen, ob mein Selbstexperiment das bestätigt…

Gewohnheitstiere und Schweinehunde

Das Prinzip «healthy habits» scheint einfach und sinnvoll. Die Rechnung wurde aber ohne den inneren Schweinehund gemacht. Statt nach Feierabend noch Sport zu treiben oder wenigstens an die frische Luft zu gehen, pflanzen sich mein innerer Schweinehund und ich viel zu oft aufs Sofa, faulenzen und lassen Social Media in uns hineinplätschern. Klarer Fall von «bad habits».

Wie komme ich also zu «healthy habits»? Routinen. So, wie ich mich an «bad habits» gewöhnt habe, solle es auch mit den «healthy habits» funktionieren. Indem ich sie bewusst in meine täglichen Routinen integriere. Bis sie zur Gewohnheit und bestenfalls zum Bedürfnis werden. Die Theorie klingt einleuchtend.

 

Routinen, Routinen, Routinen

Bereits kleine Veränderungen in bestehenden Routinen zeigen grosse Wirkung – möglichst einfach und ohne den inneren Schweinehund zu wecken. Der zerrt mich sonst wieder zurück aufs Sofa. Wichtig sei auch, sich ein genaues Ziel zu setzen und dieses bewusst einzuplanen. Nicht «mehr Sport machen» oder «mehr Lesen», sondern «jeden Montag und Mittwoch joggen» oder «pro Abend ein Kapitel lesen».

Yoga bei der Arbeit

Let’s get this party started

Vorschläge für mögliche «healthy habits» gibt es online zu Tausenden. Wo könnte ich anfangen? Meine Ziele waren bisher wohl zu gross, unerreichbar oder undefiniert. Da fällt es einfacher, sie aufzuschieben oder zu vernachlässigen. Ausserdem fehlt sowieso immer die Energie, die Zeit oder beides. Stattdessen scrolle ich zwei, drei Stunden durch Social Media. Sinnlos. Denn ich bin danach nicht mal entspannt. Es folgt dieser unbehagliche Blick auf den unbearbeiteten Haufen voller Idealvorstellungen. Meine Zeit habe ich ja nicht dem relaxenden «Nichts-Tun» gewidmet, sondern bin nur aus dem Jetzt geflüchtet.

Der Plan

Eine Woche ohne Social Media. Das heisst: Kein Instagram, kein Facebook, kein Snapchat, keine unnötigen Youtube-Videos, kein Serien-Binging – und dadurch hoffentlich mehr Zeit für anderes respektive für mich. Des Weiteren: Täglich aufschreiben, was heute schön war oder wofür ich dankbar bin.

 

Das Selbstexperiment

Nachdem ich meinen Plan gefixt hatte, drückte ich mich ehrlich gesagt etwas vor der Umsetzung. Da war er wieder: der innere Schweinehund. Angefangen habe ich schlussendlich spontan. Eines Montagmorgens – beim Handy-in-die-Hand-nehmen – fand ich, dass es ein guter Zeitpunkt zum Starten ist. Alle Apps deinstalliert und Handy weggelegt.
 
Die ersten zwei Tage waren hart. Kaum hatte ich das Handy in der Hand, suchte mein Daumen automatisch nach Ablenkung auf dem Bildschirm – fand sie aber nicht. Gewohnheiten, Gewohnheiten. Im ersten Moment ärgerte ich mich ein wenig über mich selbst. Doch da war auch eine Prise Stolz dabei. Immerhin hatte ich mich selbst so einfach ausgetrickst.

Gesunde Ernährung

Erste Erfolge

Langsam machten sich kleine Veränderungen bemerkbar: Statt ständig in den kleinen Flimmerkasten zu schauen, beobachtete ich beim ÖV-Fahren die Umwelt. Nahm während Wartezeiten meine Mitmenschen wahr. Zückte mein Notizbuch zum Gestalten und Skizzieren. Plötzlich hatte ich Zeit, mir abends jeweils etwas zu kochen und morgens das Mittagessen vorzubereiten. Ein paarmal praktizierte ich Yoga, einmal war ich Schwimmen. Der Versuchung, im Arbeitsalltag noch schnell auf was anderes zu klicken, musste ich widerstehen. Auch zuhause ging ich dem Medien-Konsum meines Freundes aus dem Weg, um nicht doch kurz mitzuschauen.
 
Gegen Ende der Woche war das Fingerzucken kaum noch spürbar. Am Wochenende besuchte ich ein Musikfestival. Es fühlte sich sehr befreiend an, während der ganzen Zeit kaum das Handy zu benutzen. Ich war viel mehr im Moment und genoss jede Sekunde in vollen Zügen.
Aufzuschreiben, was schön war beziehungsweise wofür ich dankbar bin, war eine gute Übung und liess mich den Tag mit einem positiven Gefühl abschliessen.

Handyfreie Zeit

 

Mein Fazit

Vorneweg: Langeweile gab es nicht. Dafür ist mir bewusst geworden, wie oft ich normalerweise aus vermeintlicher Langeweile – einer einfachen Lücke in der Informationsflut – zum Handy oder vielmehr zu Social Media greife. In der Woche des Verzichts hat sich mein Handygebrauch dadurch mehr als halbiert. Das Selbstexperiment hat grundsätzlich gut funktioniert. Nach anfänglichen Struggles konnte ich es mühelos durchziehen. Das Ende meiner To-do-Liste ist aber nicht in Sicht. Dazu braucht es mehr Zeit.

Dennoch: «healthy habits» tun mir wirklich gut und wurden recht einfach zu Routinen. Social Media für eine Woche auszuklammern hat mir zwar nicht so viel Zeit eingebracht, wie ich mir erhofft hatte. Trotzdem habe ich das Gefühl, die «gewonnene» Zeit bewusster verbracht zu haben. Dabei habe ich nicht einmal was verpasst. Im Gegenteil, es war ein gutes Gefühl ist, sich nicht dauernd berieseln zu lassen. Komplett darauf verzichten möchte ich in Zukunft aber nicht. Gerade für mich als Designerin bietet Social Media viele Inspirationsquellen. Morgens nach dem Aufstehen und abends vor dem zu Bett gehen möchte ich es weiterhin weglassen. Überrascht bin ich von den abendlichen Notizen: Eine so einfache und wirkungsvolle Art, sich selbst nach einem anstrengenden oder schlechten Tag auf das Gute zu besinnen – das bleibt unbedingt Teil meines Alltags.