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Lesefuehrung Pfeil
 
Stories 10, 21.12.2021
Knowhow

Leseführung – der erste Blick macht den halben Text.

Weniger als zehn Sekunden. So schnell entscheidest du, ob du einen Text wirklich lesen willst. Bei der Frage «Lesen oder nicht» verhalten wir uns ein wenig wie beim Anstehen am Buffet: Erstmal schauen, ob es hier etwas Interessantes gibt. Andersfalls erreicht der Text uns nicht. Drei Praxis-Tipps, damit das nicht passiert.

#1: Zuerst ein Amuse-Bouche

Die Fakten: Jeder Text wird zunächst gescannt. Die Augen springen von einem hervorgehobenen Punkt zum nächsten – nicht immer von oben nach unten. Nur wer auf diesen ersten Blick Relevanz erkennt, liest den Text im Anschluss.

Details gezielt herausheben: Ein vielversprechender Titel, persönliche Details wie der eigene Name in der Anrede. Kurze, gliedernde Zwischenüberschriften oder ein hervorgehobenes Angebot mit erkennbarem Vorteil und klarem Call-to-action. Wenige Highlights zeigen, was uns im Text erwartet.


 

#2: Die richtigen Wörter nutzen

So ist es: Wenn das Auge beim Überfliegen an einem Punkt festmacht («Fixation»), nimmt es das Geschriebene auf. Substantive, Adjektive und Verben, sogenannte Inhaltswörter, werden dazu bevorzugt. Funktionswörter wie beispielsweise «für», «oft» oder «bisherige» verbinden Inhaltswörter zu einem Ganzen. Sie unterstützen die gewünschte Fixation aber weniger.

Das passende Wort finden: Wir bevorzugen Bilder mit Menschen. Diese versetzen uns einfacher in die Situation. Bei Wörtern ist es ähnlich. Wir mögen es, wenn sie Emotionen transportieren. Das leisten Inhaltswörter ganz wunderbar. Wir sehen es vor uns, wenn etwas «funkelt». Wir kennen das Gefühl, uns «überraschen» zu lassen und lieben «Urlaubspläne», auch wenn wir gerade erst Ferien hatten. Wahrscheinlich braucht dein Text auch sachliche und kompliziertere Begriffe. Als Köder beim Scannen funktionieren sie weniger.


 

#3: Struktur statt Durcheinander

Das ist wichtig: Gutes grafisches Design eines Textes hilft dem Lesefluss. Zu viel verhindert stets Klarheit: zu viel Text im Verhältnis zu leeren Flächen, zu viel Abstand zwischen einzelnen Wörtern, zu viele Schriftarten, -grössen oder -farben. Wir brauchen klare Hierarchien, rasch erfassbare visuelle Ankerpunkte, um sofort Wichtiges von weniger Wichtigem zu unterscheiden.

Unbedingt darauf achten: Zu grosse oder unregelmässige Wortabstände erschweren Fixationen. Durch zu viele Schriftgrössen oder unterschiedliche Schriftarten verliert ein Text Struktur. Die richtige Zeilenlänge ist wichtig: Zu lang und wir verlieren den Faden. Zu kurz und das Auge wird durch die schnellen Zeilensprünge irritiert. Der sparsame Einsatz von Farben im Text oder bei grafischen Elementen unterstützt den gewünschten Lesefluss.


 

#4: Bonus-Tipp

Nur halb so lange Texte schreiben – egal wie viel du ausdrücken willst. Im Vergleich mit analogem ist digitales Lesen etwa 25% langsamer und wir ermüden dadurch schneller.