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Personal Branding Karte
 
Stories 18, 15.11.2022
Inspiration

Personal Branding – Sagt, was ihr tut. Nicht, was ihr seid.

«Vermarkte dich selbst.» «Mach eine unverwechselbare Marke aus dir.» So oder ähnlich erklingt der tägliche Kanon, vor allem auf LinkedIn. Der Feed ist voll mit wahnsinnig erfolgreichen Menschen, die Personal Branding propagieren und damit andere Menschen ebenso wahnsinnig erfolgreich machen wollen. Mir geht das auf die Nerven. Punkt. Zuerst einmal: definiere Erfolg! Aber das ist ein anderes Thema.

Jeder Mensch ist eine Marke. Ob wir nun wollen oder nicht: Wir alle haben ein Image. Das entsteht aus unserem Verhalten und unserer Erscheinung – wie wir laufen, wie wir uns anziehen, was wir arbeiten, wie wir sprechen, was wir sagen. Und das tun wir als erwachsene Menschen hoffentlich möglichst authentisch. Hier liegt der springende Punkt: Wer offenkundig Personal Branding betreiben muss, ist meist genau das nicht.

Ich will mir keine Strategie auferlegen, wie ich mich im Alltag geben soll, um wahnsinnig erfolgreich zu sein. Ich bin einfach ich. Und arbeite immer an mir, reflektiere mich und mein Verhalten. Aber wie anstrengend muss das sein, sich wie eine Schauspielerin oder ein Laiendarsteller durch den Alltag zu künsteln? Mag ich mir gar nicht ausdenken. Gut, man kann dann später ein paar Postings über die Erfahrungen mit dem eigenen Burnout auf die Welt loslassen.

Personal Branding heisst vor allem: ich, ich, ich. Mein Werdegang. Mein Erfolgsgeheimnis. Mein Gesicht. Menschen, die sich immerfort selbst in den Vordergrund stellen oder alles zu wissen scheinen, sind mir suspekt. Sie propagieren, welche Abschlüsse und Weiterbildungen sie besitzen, wo sie stark sind und wie sie es (trotz widrigen Umständen natürlich) «geschafft» haben. Aber erreichen diese Menschen die angestrebte Wirkung? Ich hege grosse Zweifel. Vielmehr wirkt dieses propagierte Personal Branding einfach wie eine gegen aussen getragene Legitimation für den eigenen Narzissmus.

Doch, ich bin sehr interessiert an Menschen. Auch – und davon rede ich hier – im geschäftlichen Kontext. Sich vernetzen und austauschen ist wichtig. Ich will von Erfahrungen lesen, neue Inputs erhalten, Ideen geteilt bekommen oder spannende Gedanken. Sogar wenn diese manchmal anecken (so wie meine hier vielleicht). Wieso nicht mal eine Frage stellen? Das suggeriert nicht Unwissen, sondern spricht eher für reine Neugierde auf die Sache oder Interesse am Gegenüber.

Ganz einfach: Mit Relevanz betreibt man wirkliches, authentisches Personal Branding mit Gehalt. Ohne Anstrengung. Wer nur sich selbst in den Vordergrund stellt, wirkt oft unglaubwürdig und ja, auch langweilig. Der Tod jeder Marke.