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Konzept entwickeln
 
Stories 6, 22.06.2021
Inspiration

Der Prozess über dem Resultat – ein paar Gedanken.

Voll und ganz in der Gegenwart sein. Ohne Druck, wohin sich ein Projekt entwickelt. Nur so ist geistige Offenheit möglich – und diese ist zwingend für einen kreativen, intellektuellen Prozess. Aber im Arbeitsalltag ist diese wünschenswerte Praxis leider so gut wie nie möglich. Immer werden wir von vorgegebenen Zielen, Begriffen wie «KPI» oder individuellen Vorstellungen beherrscht. Oder doch nicht?

Der Weg als Ziel: Wenn ich ein Produkt, ein Konzept oder ein anderes geistiges Erzeugnis erschaffe, erfüllt mich der Prozess meist mehr als dessen Resultat. Diesen Eindruck hatte ich schon oft. Und so geht es mir auch just in diesem Moment, während ich diese Zeilen schreibe. Ich weiss noch nicht recht, wohin dieser Text führt. Ich lasse mich von einem Gefühl, von gemachten Erfahrungen leiten, die ich gar nicht in «richtige» Worte zu fassen weiss.

Also schreibe ich jetzt einfach, was mir in den Sinn kommt. Ich lasse es fliessen und beobachte mich selbst und den Weg, der zum Ziel führen soll – nämlich einen einigermassen sinnvollen Text zu schreiben, der Leserinnen und Leser inspiriert oder bestenfalls sogar Türen für kommende Projekte öffnet. Kürzlich habe ich begonnen, in der Freizeit an Collagen zu arbeiten. Dabei habe ich mich komplett gelöst vom Wunsch, etwas zu erschaffen, das mich mit Stolz erfüllt. Etwas zum Herzeigen oder gar mit geschwellter Brust meinen Gästen an der Wohnzimmerwand zu präsentieren: «Hey, das han imfall ich gmacht.»

Ich will einfach versinken im Tun. Das ist enorm befreiend. Und ich bin überzeugt, dass damit auch viel überzeugendere Arbeit möglich ist. Übertragen auf den Alltag heisst das: Keine Gedanken daran verschwenden, was die Chefetage wohl über die Arbeit sagt oder ob ein Kunde zufrieden sein wird. Klar ist das wichtig. Aber ein gutes Resultat ergibt sich von selbst, wenn wir etwas mit genug Bewusstsein, Konzentration, Lust und Durchhaltewillen angehen. Und falls es nicht klappt, versuchen wir es eben nochmals. Scheitern können wir nur, wenn wir es nicht probieren. Alles andere sind weitere Schritte, die uns besser machen – akzeptiere es.

Als Agenturinhaber ist es eines meiner wichtigsten Anliegen, die Mitarbeitenden in ihren Fähigkeiten zu fördern und ihnen diese Freiheit möglichst immer zu bieten. Was ich im Gegenzug erwarte? Hingabe, Fleiss und die Offenheit, Neues auszuprobieren. Eigentlich ist es wunderbar, etwas zu kreieren, was man noch nie getan hat. Davor scheuen sich aber viele. «Oh, kei Ahnig, das hani no nie gmacht.» Egal. Wir machen jeden Tag etwas zum ersten Mal. Aber meistens kümmern wir uns nicht um das Resultat, deshalb gelingt es auch öfters. Zumindest im privaten Rahmen.

Was will ich jetzt mit diesem Text sagen? Löst euch vom Zwang, genügen zu müssen. Denkt nach, überlegt euch den Sinn der Arbeit und studiert nicht am Ziel rum. Taucht ein in den Prozess. Nehmt euch Zeit dafür, ohne euch abzulenken (siehe Story Deep Work) und saugt den Moment ein. Sucht die Lust, etwas zu erschaffen. So erreicht man Befriedigung und nicht nur ein Resultat. Und ich bin überzeugt: Machen wir etwas mit genug Hingabe und Lust, kann es gar nicht «schlecht» oder «falsch» werden.