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Genderstern
 
Stories 11, 04.01.2022
Knowhow

Gendern. Echt jetzt? – Wie ein Stern die Sprache erweitert.

Müssen jetzt überall diese Sternchen hin? Braucht es die wirklich? Und warum ist das eigentlich so kompliziert? Die Fronten um das generische Maskulinum sind verhärtet. Manche schieben es auf die Komplexität, andere auf die Ästhetik, oder besser noch: «Das haben wir schon immer so gemacht.» Zumindest die ersten beiden Argumente verstehe ich als Texterin sehr gut. Doch wer bin ich, meinen Komfort über Inklusion zu stellen?

Betrachten wir Sprache mal nicht als das, was wir in der Schule darüber gelernt haben, sondern als Kulturgut, das mit der Geschichte einhergeht. Nehmen wir beispielsweise mittelalterliche Berufe wie Knecht, Magd, Amme oder Ritter – diese waren explizit zwei Geschlechtern zugeteilt. Im Verlauf der Geschichte erhielten Frauen mehr Möglichkeiten, Rechte und somit Berufe. Die Ärztin, die Feuerwehrfrau, die Handwerkerin sind Botschafterinnen der Emanzipierung, welche sich Generationen von Frauen hart erkämpften. Und der Kampf geht im Sprachgebrauch weiter.

Schon immer mussten sich nicht-männliche Personen auch mit der maskulinen Form identifizieren. Das wurde uns so beigebracht und hat sich bis zu einem gewissen Grad etabliert. Doch sobald eine Schulklasse – unabhängig von ihrer Diversität – einen Arzt zeichnet, ist nur in seltenen Fällen die Zeichnung einer Ärztin dabei. Fazit: Die maskuline Form ist nicht generisch. Die Folgen davon sind nicht zu unterschätzen.

Sprache als Basis für Chancengleichheit

Spricht die Gesellschaft ausschliesslich von Ärzten, steckt in unseren Köpfen das Bild eines männlichen Arztes. Das prägt unsere Realität und überträgt sich auf andere Menschen. In diesem Bild gibt es keinen Platz sowie keine Vorbilder für weibliche, non-binäre und diverse Personen. Inklusive Sprache stellt das wieder her. Durch Formulierungen, welche sich auch auf die nicht-männliche Bevölkerung bezieht (welche mehr als die Hälfte ausmacht), bilden wir eine repräsentative Realität. Mit Perspektiven für alle Geschlechter.

So schön die Absichten der gendersensiblen Sprache sind, so aufwändig ist die Umsetzung. Zahlreiche Fettnäpfchen inbegriffen. Manchmal mag es überfordernd erscheinen, komisch klingen oder doof aussehen. Bei aller Angst vor falschen Formulierungen – vergesst bitte bloss nicht, wie viel Freude in einem erweiterten Vokabular steckt. Hier tummeln sich neue, alternative und vergessene Begriffe. Und auch beim Gendern trifft zu: Erziehung ist Wiederholung.

Genderstern

Grundsätze als Start in die Inklusion

Sich mit dem Thema Gendern befassen ist das eine, es einheitlich in die Tat umsetzen das andere. Hierzu braucht es Konsens. Bei bühler&bühler klingt das so:

«Inklusive Formulierungen stellen uns vor neue Herausforderungen, die wir mit Freude annehmen. Diese Grundhaltung unterscheidet Profis von Laien. Der hohe Anspruch an Inhalt und Ästhetik bleibt. Unsere Texte sollen weiterhin Freude am Lesen bereiten, kurz und knackig sein.»

Basierend auf dieser Haltung haben wir Grundsätze für den gendersensiblen Sprachgebrauch definiert. Als verinnerlichte Devise, die bestenfalls zeitlos funktioniert. Die Umsetzung ist kreativ und dynamisch. Immerhin steckt Gendering in Relation mit der Sprachgeschichte noch in den Kinderschuhen. Jetzt geht’s ans Laufen lernen. Und dabei helfen wir Unternehmen gerne – denn für uns ist es eine Herzensangelegenheit.