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Firmenkultur
 
Stories 15, 18.03.2022
Knowhow

Wie wir gemeinsam entscheiden. Firmenkultur = Diskussionskultur.

Zu einer guten Firmenkultur gehören zahlreiche Attribute und gelebte Werte. Ein entscheidender Faktor ist die Qualität der Diskussionen. Wie sprechen wir über Herausforderungen, Probleme, verschiedene Sichtweisen und Ideen? Zuhören, zulassen und gemeinsam entscheiden lautet unser Credo. Und dann die Entscheidung als Gremium vertreten, was in der Projekt- und der Geschäftsleitung enorm wichtig ist.

Hast du Probleme damit, eine einmal eingeschlagene Richtung wieder zu ändern? Hoffentlich nicht. Sich immer wieder hinterfragen und neu erfinden ist für jedes Unternehmen überlebenswichtig. Der Wandel gehört dazu, mache ihn unbedingt zu deinem Freund. Besonders in disruptiven Zeiten wie diesen. Kontroverse Entscheide nach einer definierten Zeit erneut kritisch zu betrachten oder sich gar wieder anders zu entscheiden, ist eine Stärke und keine Bankrotterklärung. Wer auf seiner Meinung sitzen bleibt, bleibt tatsächlich sitzen. Mündet sie nachträglich in einem Fehlentscheid, gilt es, diesen zu erkennen und daraus zu lernen. Neudeutsch heisst der Prozess «Self Learning».

Wie übertrage ich diese Sichtweise in die DNA einer Organisation? Denn da gehört sie hin. Und somit in die gelebte Diskussionskultur. Hart ausfechten, zusammen entscheiden, handeln und wieder neu beurteilen. Ein einfaches, aber entscheidendes Prinzip:

 

Eine Fragestellung wird im Plenum diskutiert. Alle Vor- und Nachteile sind gegeneinander abzuwägen. Sämtliche Meinungen anhören, ernst nehmen und gleichwertig behandeln. So wie das eben eine konstruktive Debatte verlangt. Danach gemeinsam entscheiden.

Hier folgt der springende Punkt: Der Entscheid mag nicht allen gleich gut gefallen, aber alle haben ihn mitzutragen. Denn danach wird gehandelt. Idealerweise mit einem Zeithorizont, damit der Kreis wieder beginnen kann, sich von vorne zu drehen. Nichts ist für immer, keine Lösung muss die nächsten Jahre standhalten. Zu schnell überholt uns das Tempo der Innovation. Ist der definierte Zeitraum abgelaufen, wird neu abgewogen und wieder entschieden. Alle tragen den Entschluss mit, wenn alle mitreden dürfen. Im Nachhinein vorwurfsvoll Fehlentscheide zu unterstreichen ist einfach.


 

Ganz grundsätzlich

Diskussionen werden heutzutage grundsätzlich oft falsch oder nicht zielführend geführt. Auf dem schriftlichen Weg münden sie schnell in Gehässigkeiten, weil Zwischentöne und Gestik fehlen. Aber auch mündlich werden naheliegende Grundsätze vielfach nicht beachtet. Aus Angst vor Verletzungen, Unsicherheit, Obrigkeitsscheu, mangelnder Empathie oder sonstigen Gründen. Und in der Schweiz will sowieso niemand den anderen auf die Füsse treten. Darum kommentieren wir alles «in Ansätzen gut und interessant», obwohl es schlecht ist. Wieso nicht ehrlich sein? Alle können ihre Meinung aussprechen und trotzdem Empathie beweisen.


 

Meine 6 Punkte für eine gute Diskussionskultur

  1. Jedes Gespräch beginnt mit Wertschätzung.
    Zeige deinem Gegenüber, dass du es ernst nimmst. Und zwar aufrichtig.
     
  2. Ehrlich sein, (fast) immer.
    Auch wenn die Wahrheit manchmal hart ist. Ein Problem bleibt ein Problem. Erledigst du es nicht, erledigt es dich. Es gibt jedoch Situationen, in denen Ehrlichkeit kein hilfreicher Kompass ist.
     
  3. Nicht immer direkt reagieren.
    Sehr wichtig! Bei Kritik sowie bei neuen Ideen. Du musst nicht gleich darauf antworten. Lass den Input setzen, vielleicht sogar über Nacht. Sind die ersten Emotionen weg und hast du den Sachverhalt kritisch abgewogen, gehst du zielführender darauf ein. Am nächsten Tag sieht die Welt meist anders aus.
     
  4. Generell: Zuhören.
    Alle haben ihre eigene Sichtweise. Die gilt es zu berücksichtigen. Ein Gefühl ist niemals falsch, es ist Realität. Also ernst nehmen und versuchen zu verstehen. Das heisst nicht, eine Meinung teilen zu müssen.
     
  5. Es geht um die Sache, nicht um die Person.
    Eine Kritik kann zwar auf persönlicher Ebene schmerzhaft sein, aber sie ist es viel weniger, wenn sie auf die Sache zielt. So ist eine konstruktive Diskussion möglich. Nur weil jemand etwas anders sieht, ist nicht gleich der ganze Mensch in Zweifel zu ziehen.
     
  6. Halt dich zurück.
    Nicht ins Wort fallen, sondern ausreden lassen. Brennt dir etwas unter den Nägeln, wirst du das immer noch los. Jemanden zu unterbrechen ist unanständig und zeugt – wie oben bereits erwähnt – von fehlender Wertschätzung.