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 Redewendungen: Weshalb wir nicht nur Bahnhof verstehen.
 
Stories 32, 17.07.2023
Knowhow

Redewendungen: Weshalb wir nicht nur Bahnhof verstehen.

Fast täglich nutzen wir sie und meist ohne ihre Herkunft zu kennen: Redewendungen. Sie sind fester Bestandteil jeder Sprache und oftmals nicht wörtlich zu übersetzen. Weshalb das so ist und woher einige der Bekanntesten stammen, nehmen wir hier genauer unter die Lupe.

Warum verwenden wir Redewendungen und wie funktionieren sie?

Menschen sprechen gerne in sprachlichen Bildern, sogenannten Metaphern oder Redewendungen. Oft sind es Lebensweisheiten, die komplexe Sachverhalte auf ein einleuchtendes Bild herunterbrechen. Was Redewendungen ausmacht: Neben der wörtlichen Bedeutung haben sie eine übertragene, die ohne Vorwissen keine eindeutig logische Verbindung erzeugt. Diese muss von uns gelernt werden. Aus diesem Grund sind die meisten Redewendungen nicht wörtlich in andere Sprachen übersetzbar, ohne ihre Bedeutung zu verlieren.

«Now we have the salad» versteht eine Englisch sprechende Person nicht. Dennoch gibt es Redewendungen, die in mehreren Sprachen funktionieren – vor allem solche aus antiken Schriften oder der Bibel. Ein Beispiel hierfür ist «der Wolf im Schafspelz». Diese Phrase kommt in der Bibel vor und existiert genauso im Englischen und Französischen.  Andere Sprichwörter haben ihren Ursprung im Mittelalter oder in der Jägersprache.

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Etwas aus dem Ärmel schütteln
Das Kundschaftsbriefing ist vorbei – nun gilt es, sich Gedanken über die Umsetzung zu machen und erste Ideen aus dem Ärmel zu schütteln. Doch woher stammt diese Redewendung? Die Antwort findet sich im Mittelalter: Damals war die Kleidung sehr weit geschnitten, auch die Ärmel. Die Menschen haben diese gern als Taschen benutzt, um beispielsweise Münzen oder Papiere zu verstauen. Wenn man etwas brauchte, konnte man es daher ganz leicht aus dem Ärmel schütteln.

Auf keinen grünen Zweig kommen
Manchmal gibt es Momente, in denen die Kreativität einfach nicht fliessen will und man auf keinen grünen Zweig kommt. Woher aber stammt dieser Ausdruck eigentlich? Ein grüner Zweig steht einem alten Volksglauben nach für Fruchtbarkeit. Früher wurde vielerorts neuen Hausbesitzenden beim Kauf ein Zweig der immergrünen Bäume überreicht, zum Beispiel ein Ast vom Buchsbaum, einer Eibe oder eines Nadelbaums. Damit sollten gute Geister, die in solchen immergrünen Bäumen wohnten, gleich mit einziehen. Wer aber zu arm war, um sich ein Haus zu kaufen, kam nie auf einen grünen Zweig – und somit an keinen guten Geist, der Glück und Erfolg bringen konnte.

Auf die Sprünge helfen
Kommen wir mal auf keinen grünen Zweig, schätzen wir ein Team, das uns auf die Sprünge hilft. Diese Redewendung beschrieb früher typischerweise die Rolle des Hundes bei der Hasenjagd. Da Hasen viele Haken (auch Sprünge genannt) schlagen, wählt der Jagdhund eine direkte Linie und schneidet ihnen so den Weg ab. Dadurch hilft er dem Jäger auf die Sprünge.

Um den heissen Brei reden
Nachdem dir Kolleginnen und Kollegen netterweise auf die Sprünge geholfen haben, willst du so effizient wie möglich weiterarbeiten. Du bist froh, wenn dein Gegenüber nicht lange um den heissen Brei redet. Doch wo kommt diese Ausdrucksweise her? Erstmalig entdeckt beim Reformator Martin Luther im 16. Jahrhundert als «wie eine Katze um den heissen Brei schleichen». Aus Angst, sich die Schnurrhaare am heissen Brei zu verbrennen, schleicht die Katze erst drumherum – bis er abgekühlt ist. Das Sprichwort bedeutet also: Jemand drückt sich vor dem Ansprechen einer unangenehmen, heiklen Sache.

Blau machen
Wer hat sich noch nie überlegt, an einem Montag einfach mal blau zu machen? Dass es im 19. Jahrhundert aber tatsächlich den freien, blauen Montag gab, wissen wahrscheinlich die Wenigsten. Die Redewendung geht auf die Zeiten zurück, in denen Färber ihre Stoffe von Hand mithilfe von Naturalien «blau machen». Bei der Herstellung von blauer Wolle haben sie diese meist sonntags in ein Färbebad gelegt, damit die Farbe in Ruhe einziehen konnte. Am Montag wurde die Wolle zum Trocknen aufgehängt. Durch die chemische Reaktion mit der Luft und dem Sonnenlicht verfärbte sie sich blau. Während diesem Vorgang konnten die Färber nicht weiterarbeiten. Sie waren wortwörtlich gezwungen, blau zu machen und geduldig abzuwarten, bis der Stoff fertig war. Der blaue Montag hat übrigens lange Tradition und war früher ein gängiger Begriff für den arbeitsfreien Tag vor der Fastenzeit.